Prinzip Hoffnung, 8b/+ Trad
30.03.2018
Der Wille allein ist meist der Schlüssel dazu, seine Träume zu verwirklichen!
Die ganze Zeit, dass ganze Geld, die ganze Haut, die man investiert und nicht zu vergessen die ganze Kletterschuhsohle die bei jedem Versuch weniger wird sind Gründe alles zu geben.
Anfang Winter 2017/18 motivierten mich die Videos von Barbara Zangerl, Jacopo Larcher und Beat Kammerlander dazu, mir die Route mal im Toprope anzusehen. Aus irgendeinem Grund zog es mich dann
zuerst an die eingebohrte Bürserplatten Route „Drei Siebe“. Anfang Februar als ich „Drei Siebe“ geklettert war, fing ich dann mit dem Projektieren der Route Prinzip Hoffnung an. Anfangs hätte ich
mir nie einen Vorstiegsversuch zugetraut. Geschworen habe ich mir zu Beginn, die Route 20 Mal im Toprope durchzusteigen, bevor ich clean einsteige.
Für die, die es nicht wissen, „clean klettern“ bedeutet klettern ohne Bohrhaken oder Schlaghaken nur mit mobilen Sicherungsmitteln wie zum Beispiel Friends und Klemmkeile. Diese werden während
des Kletterns vom Kletterer selbst in Rissen platziert.
Bei den ersten Versuchen konnte ich die Schlüsselstelle nicht ansatzweise klettern, daraufhin wechselte ich den Schuh und sieh da, konnte ich die Schlüsselstelle einigermaßen klettern. Von
Versuch zu Versuch optimierte ich die Bewegungen und schlussendlich gelang es mir die Route im Toprope durchzusteigen. Dann fing ich an, mich mit den Friends und Keilen auseinander zu setzen. Ich
kaufte alles ein. Noch zwei Mal war ich alleine in der Wand und schaute mir das Setzen der Sicherungen genau an.
Am Freitag, den 23.03.2018, fuhr ich nach der Schule mit meinem treuen Kletterpartner Matteo zur Route. Unentschlossen, nervös und zugleich ängstlich beschloss ich, nicht gleich einzusteigen. Ich
kletterte die Route noch einmal im Toprope mit Legen aller Sicherungen. Ich flog nach der Schlüsselstelle, fühlte mich aber sehr fit und mental bereit, meinen ersten Clean-Versuch zu wagen und
somit meine allererste Clean-Klettererfahrung zu sammeln. Bis zur Schlüsselstelle blieb ich überraschend ruhig, ich überkletterte die gefährlichen Stellen ohne Angst oder Ähnliches. Doch beim
Legen der letzten Keile vor der Schlüsselstelle, fing mein linker Fuß ungut an zu zittern. Ich schaffte es trotzdem die beiden Mikrokeile halbwegs sicher zu legen. Ich zog einen Griff weiter,
fand für Rechts den richtigen Tritt nicht und dann stieg ich einfach nur Reibung. Als ich dann den linken Fuß höher stellen wollte, rutschte mein Rechter ab und ich flog das erste Mal in mobile
Sicherungsgeräte. Es fühlte sich im erste Moment so an als wären die Keile rausgesprungen doch als ich weich im Seil landete war ich so glücklich wie schon lange nicht mehr.
Zwei Tage später fuhr ich wieder mit Matteo und Angi der Kamerafrau zur Bürserplatte. Ich hatte das Gefühl, dass es ein Durchstieg wird. Doch die Temperaturen an der Platte waren zu warm und
durch die Zeitumstellung kam der Schatten erst eine Stunde später in die Wand. Ich fing gar nicht an zu klettern. Wir gingen in die Klimmerei (Boulderhalle Bürs) um dort auf den Schatten zu
warten und ein wenig aufzuwärmen. Als wir dann später zur Route liefen war ich schon leicht müde und nicht mehr sehr motiviert. Schon von unten an vertraute ich den Tritten nicht, meine Unterarme
wurden schnell gepumpt und ich musste in der Schlüsselstelle beim Legen der Mikrokeile aufgeben.
Nochmal zwei Tage später, nach einer dreistündigen Klimmerei-Session, zog es mich am späten Nachmittag wieder in die Route. Ich kletterte die Route nochmal im Toprope und schaffte es dann im
Vorstiegsversuch zu den letzten Zügen in der Schlüsselstelle, flog dann sehr ungewollt durch ein Abrutschen meines rechten Fußes. Jeder Sturz motivierte mich mehr und ich hatte immer mehr
Vertrauen in diese Mikrokeile bei der Schlüsselstelle.
Am Freitagmorgen den 30.03.2018 fuhr ich um 7:21 mit dem Zug nach Bludenz. Tobi holte mich mit dem Auto beim Bahnhof ab wir fuhren zur Platte und ich stieg ein. Da das Wetter die Tage davor nicht
besonders gut war waren die Griffe bei den ersten 15Meter leicht feucht. Jeder Meter den ich höher Kletterte wurde es besser. Ich kam in den Kletterflow und kletterte bis zur Schlüsselstelle. Ich
legte den ersten Mikrokeil ohne Zittern. Doch weg blieb es nicht, beim Legen des zweiten Keiles fing mein linker Fuß stark an und mir fiel der Mikrokeil fast aus der Hand. Als ich ihn gelegt und
mein Seil eingehängt hatte, kletterte ich schnell weiter, denn dann hörte mein linker Fuß schlagartig auf zu zittern. Ich wusste - so weit war ich letztens schon, jetzt darf mir nur kein Fuß
gehen - und ich schaffte es! Nach der Schlüsselstelle kommt noch circa ein zehn Meter langer Riss bis zum Top, wobei für mich nochmal zwei Züge dabei sind, die ich klein ansteige, das kann ich
nicht zu 100 Prozent sicher klettern. An diesem Tag um 8:39 in der Früh klippte ich - überglücklich und stolz zugleich - die Topschlinge der Route „Prinzip Hoffnung“ (8B/+; E9/10).