Nemo News


Sangre de Toro, 2021 Multipitch

Fotocredit: Luigi Dellarole

 

 

Meine erste Mehrseillänge habe ich 2016 im Alter von 15 Jahren gemacht. Damals hat mich Henry, ein starker Amerikaner, welcher einige Jahre bei uns in Vorarlberg lebte mitgenommen in die Schweiz für eine 6c Kante mit 5 Seillängen. Das Jahr darauf nahmen mich Mark Amann und Jacopo Larcher das erste mal mit in die Route "Sangre de Toro". Die Route selbst und auch das Klettern der Beiden inspirierte mich sofort und ich wusste worauf ich als nächstes meinen Fokus legen wollte. 

 

Noch im selben Jahr versuchte ich zusammen mit Fabian Leu die Route selber besser aus zu checken, so wirklich gelungen ist uns das aber nicht. Erst 2018 als ich zwei oder drei mal mit David Kaufmann drin war hatte ich langsam das Gefühl eine für mich passende Lösung gefunden zu haben.

 

Ende August, im Jahr 2018, an meinem Geburtstag ging ich mit Nadine Wallner für einen Rotpunkt Versuch hoch an die Rote Wand. Die ersten drei Längen kletterten sich schnell und gut, dann hing ich vor der Crux Länge welche steil einem Riss folgt mit weiten Bohrhackenabständen und einer kleinen Trad-Stelle, welche mir von Anfang an mentale Schwierigkeiten machte.

Tatsächlich wurde mir genau diese Stelle zum Verhängnis. Ich platzierte zwei Friends, habe diese mit einer Bandschlinge verbunden, habe mein Seil eingehängt und bin losgeklettert. 

 

Physisch ist die Stelle zwar nicht die schwerste, doch so schwer, dass bei jedem Zug die Möglichkeit eines Sturzes gegeben war, was bei diesem weitem Placement-Abstand ziemlich abenteuerlich werden kann. 

 

Genau das passierte, mir rutschte der linke Fuß und ich fiel. Ein Sturz welchen ich nicht so schnell vergessen werde. Beide Friends konnten die Belastung nicht halten, denn die Verbindungs-Bandschlinge war falsch fixiert, folglich stürzte ich mit beiden Friends in den unteren Bohrhacken. Zuvor 10Meter über dem Stand, hing ich plötzlich kopfüber, leicht versetzt unter dem Stand. Dieser Sturz, auch wenn er zum Glück, verletzungsfrei ausgegangen ist, hat mich metal völlig fertig gemacht.

 

Erst dieses Jahr konnte ich, nach einer fast zwei jährigen Pause wieder hochbouldern ohne mental nachzugeben. Anfangs hatte ich fast das Gefühl zu warme Bedingungen zu haben, zu meinem Glück änderte sich das schon bei der zweiten Länge und ich hatte einen guten Grip. An diesem Tag gelagen mir alle Längen im ersten Versuch. Es war ein wirklich cooles Gefühl als wir am Gipfel standen, denn es ist nicht nur meine erste 8b+ Mehrseillänge, sie bedeutet mir viel mehr als irgendein Schwierigkeitsgrad. Es war ein besonderer Prozess, ich durfte viel lernen und werde es jetzt weiterhin in den großen Wänden anwenden können. Dieses Jahr glückte mir am dritten Tag der Durchstieg. Gesamt über die Jahre verbrachte ich ungefähr 15 abenteuerliche Tage in der Route.

 

Ich hatte ziemliches Glück an meinem Durchstiegstag Luigi Dellarole als Fotograf dabei zu haben. Er war nicht nur eine zusätzliche Motivation, sondern er brachte einen frischen, relaxten Wind in meinen Rotpunkt Versuch. Danke!  Fotocredit: Luigi Dellarole 

 

Danke und großen Respekt an Alex Luger für die Erstbegehung und die erste Rotpunkt Begehung. Danke an Leonie Venier für das Sichern beim Durchstieg und die gemütlichen Tage in der Sangre de Toro. Danke an alle die dabei waren oder mir die Daumen gedrückt haben! 


Non-Stop von der Königin des Rätikons zum höchsten Berg Vorarlbergs

Repost von Skinfit International, Auszug Stories 

 

https://www.skinfit.eu/at/de/world/stories/von-der-schesaplana-zum-piz-buin/

 

VON DER SCHESAPLANA ZUM PIZ BUIN 

Unser Skinfit Athlet Nemuel Feurle startet als passionierter Trailrunner und Alpinist ein einmaliges Projekt.

Der zwanzigjährige Nemuel Feurle ist mit seiner Heimat Vorarlberg (Österreich) wie kein Zweiter verbunden. Die Berge und Täler im „Ländle“ bieten dem jungen Alpinisten alles, was er braucht. Er sucht seine Herausforderungen nicht tausende Kilometer weit weg, sondern direkt vor der eigenen Haustüre.
Die Kirchlispitzen oberhalb des Lünersees gehören schon lange zu Nemuels Lieblingsregion, in der er viel Zeit mit dem Klettern von Mehrseillängenrouten verbringt. Dort kam ihm nach einem Kletternachmittag am Fels mit anschließender Gratüberschreitung auch die Idee für sein Projekt: Eine Non-Stop Überschreitung des gesamten Bergkamms von der Schesaplana, der Königin im Rätikon bis hin zum höchsten Berg Vorarlbergs, dem Piz Buin, innerhalb von 24 Stunden.

FÜR SOLCH EIN PROJEKT MUSST DU NICHT NUR SICHER KLETTERN, SONDERN AUCH TRAILS SCHNELL LAUFEN KÖNNEN.

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GEMEINSAM ZUM ERFOLG 

Als Kletterer und Alpinist reizte Nemuel neben den reinen Streckenkilometern auch so viele Gipfel wie möglich zu überschreiten. Ein anspruchsvoller Traillauf in alpinem Gelände und unzählige Höhenmeter gepaart mit vielen Kletterpassagen im 3er und 4er Grad warteten auf den Abenteurer. Aus einer spontanen Idee wurde so in kürzester Zeit ein echtes Teamprojekt.

ES GIBT KLETTERPASSAGEN, DIE SIND IM ALLEINGANG ZU GEFÄHRLICH.

Nemuel wurde bei seinem Projekt von seinem Kameraden Benedikt Hartmann, einem erfahrenen Ultraläufer begleitet. Dieser hat ihn nicht nur, wie ursprünglich geplant, bei den schwierigen Kletterpassagen gesichert, sondern gleich über die gesamte Wegstrecke unterstützt. Benedikt war von Beginn an von Nemuels Idee begeistert und war sofort bei der Planung dabei. Am Ende des Tages sollten Nemuel und Benedikt ca. 85 km und rund 10.000 Höhenmeter auf ihren Uhren stehen haben.

FÜR MICH IST ES ENORM WICHTIG, DEN PIZ BUIN GEMEINSAM MIT BENEDIKT ZU ERREICHEN. ALS TEAM HAT ES EINEN GANZ BESONDEREN REIZ FÜR MICH.

DIE VORBEREITUNGEN 

Streckenplanung | Mit Hilfe einiger erfahrener Trailläufer und Kletterer aus seinem Umkreis hat Nemuel die gesamte Strecke im Vorfeld metergenau besichtigt und geplant. Immer wieder hat er sich gewissenhaft kleine Teilabschnitte angesehen, verschiedene Routenmöglichkeiten probiert und auch versucht, sich an das Laufen mit Gepäck und Kletterausrüstung zu gewöhnen.

ICH VERSUCHE TROTZ GENAUER PLANUNG SPONTAN ZU BLEIBEN UND DIE AKTUELL BESTE ROUTE ZU FINDEN!

Nemuel hat den Routenverlauf entlang der österreichisch-schweizerischen Grenze bewusst in Richtung Südosten gewählt, um als Ziel den höchsten Berg Vorarlbergs zu haben. Dies bedeutete aber auch, dass der anspruchsvollere bzw. alpinere Teil der Route erst auf der zweiten Wegstrecke zu erwarten war. Die besondere Herausforderung des Projekts lag somit darin, nicht nur körperlich höchste Performance abzuliefern sondern vor allem auch nach halber Wegstrecke noch mental fit und hochkonzentriert zu sein. Für Nemuel, den Extremsportler ist es besonders wichtig, dass er zwar einen genauen Plan hat, aber auch auf sein Bauchgefühl hören kann und vor allem im alpinen Gelände auf Gegebenheiten reagiert und auch spontane Anpassungen zulässt.

Packliste | Neben der präzisen Streckenplanung ist die Wahl der richtigen Bekleidung bzw. des mitzunehmenden Materials eine zentrale Entscheidung. Nemuel und Benedikt wollten keine Depots oder anderen Support nutzen. Das heißt eine möglichst leichte Ausrüstung, schnell trocknende Wechselbekleidung, Ernährung, Stöcke, Helm, eine vereinfachte Kletterausrüstung zur Sicherung und Klettergurt müssen auf der gesamten Strecke in einem kleinen Rucksack (20l) bei sich getragen werden.

DER RICHTIGE STARTZEITPUNKT 

Das Wetter | Für das Gelingen der Gratüberschreitung ist auch das Wetter ausschlaggebend. So warteten die beiden einige Wochen startbereit und hoch motiviert auf den richtigen Zeitpunkt. Nach zwei bis drei trockenen Spätsommertagen konnten die beiden Extremsportler endlich ein Schönwetter-Fenster nutzen und mit ihrem Projekt starten.

SCHNEEFREI UND TROCKEN WÄRE OPTIMAL.

Die Tageszeit | Bei dieser langen und vor allem anspruchsvollen Bergtour spielt die Tageszeit ebenfalls eine wichtige Rolle. Beim Traillauf sollte Nemuel eine kleine Stirnlampe helfen, den richtigen Weg zu nehmen. Die schwierigsten Kletterpassagen erfordern jedoch Tageslicht. Daher war die Wahl des Startzeitpunktes für Nemuel und seinen Partner Benedikt ganz entscheidend. Ein Start um die Mittagszeit erschien letzten Endes am sinnvollsten. Zusätzlich hofften die beiden, in der bevorstehenden Vollmondnacht sicher den Weg durch die Dunkelheit zu finden.

DIE ÜBERSCHREITUNG 

Bis das Licht ausgeht | Freitag Mittag um 13:00 Uhr war es soweit. Nemuel und Benedikt starteten ihr Projekt bei der Talstation Lünersee im Brandnertal. Nach einem stetig bergauf führenden Trail zum Lünersee, konnten sie die ersten drei großen Gipfel wie geplant bei Tageslicht problemlos bewältigen. Schneller als erwartet überstiegen sie die Schesaplana, den gesamten Grat der vier Kirchlispitzen und pünktlich zum Sonnuntergang erreichten sie die Drusenfluh. Das gab ihnen viel Antrieb und Motivation für die anstehende Nacht. Hoch oben am Gipfel gönnten sie sich eine erste längere Verpflegungspause. Ein atemberaubendes Panorama und das warme Licht der letzten Sonnenstrahlen begleiteten die beiden Athleten anschließend in die anbrechende Nacht und in die vorerst letzten Kletterpassagen an der Sulzfluh.

ES IST EXTREM SPANNEND, IN DER NACHT UNTERWEGS ZU SEIN.

Die Dunkelheit | Nemuel und Benedikt gewöhnten sich nach und nach an die Dunkelheit und fühlten sich gut gerüstet für den anstehenden 45 Kilometer langen Traillauf. Das Laufen über Stock und Stein im alpinen Gelände ist extrem fordernd und war auch für Nemuel in dieser Dimension eine ganz neue Erfahrung. In dieser wolkenlosen Nacht erhellten zumindest unzählige Sterne und der Vollmond die Umgebung. Um die notwendige Konzentration aufrecht zu erhalten und vor allem der aufkommenden Müdigkeit entgegen zu wirken, wechselten sich Nemuel und Benedikt stetig in der Führung ab. So folgte Nemuel einmal den Fersen seines Partners und dann wieder seinem eigenen Weg.

ES IST ERSTAUNLICH, WIE HELL DER NACHTHIMMEL IN DEN BERGEN IST UND WIE VIEL VON DER UMGEBUNG ZU SEHEN IST. SO RICHTIG FINSTER WAR ES NIE.

Mit jedem Kilometer mehr zog sich die Strecke in die Länge und die Nacht schien eine Ewigkeit zu dauern. Voll fokussiert blieb jedoch kaum Raum für Gedankenspiele und Kommunikation zwischen den beiden. Wie ein Uhrwerk spulten sie die Kilometer ab, bis es wenig später plötzlich wieder hell am Horizont wurde.

Der Tag bricht an | Mit Sonnenaufgang tauchten die nächsten großen Gipfel vor den beiden auf, das Groß Seehorn und der Groß Litzner. Nach teils zähem, stundenlangen Laufen in der Dunkelheit kam mit Tagesanbruch trotz fortschreitender Erschöpfung wieder neue Energie in ihre müden Körper. Nun warteten die anspruchsvollsten Gipfel mit über 3000 m Seehöhe darauf, überwunden zu werden. Nemuel und Benedikt nahmen das Groß Seehorn entgegen der gewöhnlichen Laufrichtung in Angriff. Das heißt, Passagen, die sie im Vorfeld durch Abseilen kennengelernt hatten, wurden nun zur Kletter-Herausforderung am Seil. Während sie hier auf ihre Erfahrung zurückgreifen und sich gegenseitig extrem gut unterstützen konnten, kamen beim zweiten Aufstieg zum Groß Litzner unerwartete Probleme hinzu. Einige entgegenkommende Seilschaften erschwerten die Route, die Nemuel und Benedikt freikletternd bewältigten. Der kräftezehrende Ab- und Wiederaufstieg nahm mehr Zeit in Anspruch als gedacht und so standen sie erst zur Mittagszeit hoch oben am Gipfel auf 3109 m ü.d.M.. Gezeichnet von den Strapazen der letzten 20 Stunden blickten sie vom Groß Litzner hinüber zum Piz Buin, ihrem geplanten Ziel. Zu diesem Zeitpunkt hatten sie bereits über 65 Kilometer Traillauf in den Beinen und über 7000 Höhenmeter erklommen.

Nemuel Feurle

 

DIE PLANÄNDERUNG 

Der Respekt | „Ein Alpinist ist nur dann ein guter und vor allem gesunder Alpinist, wenn er sein Risiko richtig und gewissenhaft einschätzt.“ Diese Worte gingen Nemuel am Gipfel des Groß Litzners durch den Kopf. Sollten sie es wagen, trotz großer Erschöpfung und mit minimalistischer Ausrüstung (sehr leichte Steigeisen und Rebschnur) auf einen Gletscher zu gehen, der möglicherweise unter der fortschreitenden Sonneneinstrahlung Spalten freigibt? Sollten sie ihr großes Ziel weiter verfolgen und somit ein unberechenbares Risiko eingehen? Benedikt und Nemuel sind beide ehrgeizig und top fit, waren hoch motiviert und gut vorbereitet aber sie haben auch Respekt vor den Bergen und ihren eigenen Gesetzen. Zu keinem Zeitpunkt der Route haben weder Nemuel noch Benedikt ans Aufgeben gedacht. Sie haben es genossen, neue Erfahrungen zu machen und an ihre persönlichen Grenzen zu kommen. Doch ein unnötiges Risiko eingehen, das wollten und mussten sie nicht. Sie entschieden gemeinsam den Piz Buin aus der Ferne zu betrachten und den sicheren Abstieg zum Silvrettastausee zu wählen. Nach 23 Stunden höchster Konzentration und Anstrengung aber auch Genuss und Leidenschaft ließen die beiden Freunde ihrem Projekt ein Open End.

ICH WOLLTE DIE ÜBERSCHREITUNG PLANEN UND REALISIEREN. EGAL WIE VIELE VERSUCHE ICH DAFÜR BRAUCHE! DURCH DIESE ERFAHRUNG HABE ICH EXTREM LUST BEKOMMEN, WEITERE TRAILRUN-KLETTER PROJEKTE ZU MACHEN UND VOR ALLEM DEN PIZ BUIN DOCH NOCH ZU ERREICHEN.


Grauschleier, 8b+, Lorüns

 

Eine Route an einer Wand an welcher vielleicht meine Kinder nicht mehr klettern können werden. Ja, kein Spaß. 

 

Lorüns ist DAS Top Wintergebiet für jeden der in Vorarlberg auch im Winter gerne am Fels ist. 

 

Man könnte meinen Routen sind einfach nur ein Stück Fels, sobald dieser von einem Kletterer erklommen wird, wird er uninteressant.

 

Doch, was bedeutet das Felsklettern, ist es nicht viel mehr der Versuch der realen Welt zu entfliehen und einfach für diesen einen Moment an der Wand einfach frei zu sein? Jede Route welche mir bis heute gelungen ist werde ich nicht aus meinem Kopf bringen, JEDE und zwar wirklich JEDE einzelne Route hat seine eigene Geschichte und sie wir bei jedem Versuch von einem selbst weitergeschrieben. Der Gedanke wie viele Top Kletterer sich schon in Lorüns an Routen probiert haben, manche von ihnen wurden erfolgreich belohnt mit einem Durchstieg, einige veruschen sich bis heute noch an Projekten andere hatten ihre Zeit und liessen ihrem leben einfach den freien Lauf, weg vom Klettern hin zu Familie und co.

 

Im Endeffekt klettern wir hier nicht nur an einem Stück Felsen, da ist viel mehr dran, viel mehr Geschichte wie die meisten von uns selbst wissen. Lasst uns diese Geschichten weiterschreiben! 

 

 


Unleashed, 8c+

 


Atlantik, 8c, Voralp

 

28.05.2019

 

Atlantik ist nach Speed die zweit schwerste Route im unteren Wandteil am Voralp. Sehr schöne Ausdauerkletterein mit einer sehr coolen Schlüsselstelle (Bild dazu in Galerie). Jeder Tag am Voralp bleibt unvergesslich. Diese coole relativ neue Route hat sehr kräftige Züge, sehr technische Schlüsselstellen und sehr coole Griffe. Eine Route die ich jedem der sich in diesem Schwierigkeitsgrad wohlfühlt empfehle! Ich habe einige Tage gebraucht bis ich diese Route klettern konnte, unmso großer war auch die Freude beim Durchstieg. 

 

 

 

Foto: Paolo Sartori 

 


Helel Ben Schachar, 8c/+, Kalkofen

 

02.04.2018

 

Eigentlich hing ich am Fixseil und machte einige coole Kletternbilder von Leonie und Matteo. Ich hatte soviel Spaß dass sie mich fast runterzwingen mussten. Schlussendlich lies ich mich doch noch überreden einen Versuch in meinem Projekt zu machen. Ich kletterte los, ohne überhaupt aufzuwärmen und fand mich wenige Minuten am Top meiner bisher schwersten Sportkletterroute. Sicherlich auch meine bisher schwerste Aufwärmroute.

Warm war ich dann!😜 


Prinzip Hoffnung, 8b/+ Trad 

30.03.2018

Der Wille allein ist meist der Schlüssel dazu, seine Träume zu verwirklichen!

Die ganze Zeit, dass ganze Geld, die ganze Haut, die man investiert und nicht zu vergessen die ganze Kletterschuhsohle die bei jedem Versuch weniger wird sind Gründe alles zu geben.

Anfang Winter 2017/18 motivierten mich die Videos von Barbara Zangerl, Jacopo Larcher und Beat Kammerlander dazu, mir die Route mal im Toprope anzusehen. Aus irgendeinem Grund zog es mich dann zuerst an die eingebohrte Bürserplatten Route „Drei Siebe“. Anfang Februar als ich „Drei Siebe“ geklettert war, fing ich dann mit dem Projektieren der Route Prinzip Hoffnung an. Anfangs hätte ich mir nie einen Vorstiegsversuch zugetraut. Geschworen habe ich mir zu Beginn, die Route 20 Mal im Toprope durchzusteigen, bevor ich clean einsteige.

Für die, die es nicht wissen, „clean klettern“ bedeutet klettern ohne Bohrhaken oder Schlaghaken nur mit mobilen Sicherungsmitteln wie zum Beispiel Friends und Klemmkeile. Diese werden während des Kletterns vom Kletterer selbst in Rissen platziert.

Bei den ersten Versuchen konnte ich die Schlüsselstelle nicht ansatzweise klettern, daraufhin wechselte ich den Schuh und sieh da, konnte ich die Schlüsselstelle einigermaßen klettern. Von Versuch zu Versuch optimierte ich die Bewegungen und schlussendlich gelang es mir die Route im Toprope durchzusteigen. Dann fing ich an, mich mit den Friends und Keilen auseinander zu setzen. Ich kaufte alles ein. Noch zwei Mal war ich alleine in der Wand und schaute mir das Setzen der Sicherungen genau an.

Am Freitag, den 23.03.2018, fuhr ich nach der Schule mit meinem treuen Kletterpartner Matteo zur Route. Unentschlossen, nervös und zugleich ängstlich beschloss ich, nicht gleich einzusteigen. Ich kletterte die Route noch einmal im Toprope mit Legen aller Sicherungen. Ich flog nach der Schlüsselstelle, fühlte mich aber sehr fit und mental bereit, meinen ersten Clean-Versuch zu wagen und somit meine allererste Clean-Klettererfahrung zu sammeln. Bis zur Schlüsselstelle blieb ich überraschend ruhig, ich überkletterte die gefährlichen Stellen ohne Angst oder Ähnliches. Doch beim Legen der letzten Keile vor der Schlüsselstelle, fing mein linker Fuß ungut an zu zittern. Ich schaffte es trotzdem die beiden Mikrokeile halbwegs sicher zu legen. Ich zog einen Griff weiter, fand für Rechts den richtigen Tritt nicht und dann stieg ich einfach nur Reibung. Als ich dann den linken Fuß höher stellen wollte, rutschte mein Rechter ab und ich flog das erste Mal in mobile Sicherungsgeräte. Es fühlte sich im erste Moment so an als wären die Keile rausgesprungen doch als ich weich im Seil landete war ich so glücklich wie schon lange nicht mehr.

Zwei Tage später fuhr ich wieder mit Matteo und Angi der Kamerafrau zur Bürserplatte. Ich hatte das Gefühl, dass es ein Durchstieg wird. Doch die Temperaturen an der Platte waren zu warm und durch die Zeitumstellung kam der Schatten erst eine Stunde später in die Wand. Ich fing gar nicht an zu klettern. Wir gingen in die Klimmerei (Boulderhalle Bürs) um dort auf den Schatten zu warten und ein wenig aufzuwärmen. Als wir dann später zur Route liefen war ich schon leicht müde und nicht mehr sehr motiviert. Schon von unten an vertraute ich den Tritten nicht, meine Unterarme wurden schnell gepumpt und ich musste in der Schlüsselstelle beim Legen der Mikrokeile aufgeben.

Nochmal zwei Tage später, nach einer dreistündigen Klimmerei-Session, zog es mich am späten Nachmittag wieder in die Route. Ich kletterte die Route nochmal im Toprope und schaffte es dann im Vorstiegsversuch zu den letzten Zügen in der Schlüsselstelle, flog dann sehr ungewollt durch ein Abrutschen meines rechten Fußes. Jeder Sturz motivierte mich mehr und ich hatte immer mehr Vertrauen in diese Mikrokeile bei der Schlüsselstelle.

Am Freitagmorgen den 30.03.2018 fuhr ich um 7:21 mit dem Zug nach Bludenz. Tobi holte mich mit dem Auto beim Bahnhof ab wir fuhren zur Platte und ich stieg ein. Da das Wetter die Tage davor nicht besonders gut war waren die Griffe bei den ersten 15Meter leicht feucht. Jeder Meter den ich höher Kletterte wurde es besser. Ich kam in den Kletterflow und kletterte bis zur Schlüsselstelle. Ich legte den ersten Mikrokeil ohne Zittern. Doch weg blieb es nicht, beim Legen des zweiten Keiles fing mein linker Fuß stark an und mir fiel der Mikrokeil fast aus der Hand. Als ich ihn gelegt und mein Seil eingehängt hatte, kletterte ich schnell weiter, denn dann hörte mein linker Fuß schlagartig auf zu zittern. Ich wusste - so weit war ich letztens schon, jetzt darf mir nur kein Fuß gehen - und ich schaffte es! Nach der Schlüsselstelle kommt noch circa ein zehn Meter langer Riss bis zum Top, wobei für mich nochmal zwei Züge dabei sind, die ich klein ansteige, das kann ich nicht zu 100 Prozent sicher klettern. An diesem Tag um 8:39 in der Früh klippte ich - überglücklich und stolz zugleich - die Topschlinge der Route „Prinzip Hoffnung“ (8B/+; E9/10).


Jänner 2018

Drei Siebe, 8b 

Vier Tage Lösungssuche und dann kam der überraschende Durchstieg am fünften Tag. 

Die Schlüsselstelle hatte ich schnell drauf nur die Züge vor der eigentlichen crux waren mir am vierten Tag immer noch ein großes Rätsel.  An dieser Stelle hat man einfach keinen einzigen Tritt.  Ich machte ein paar Ticks, die nur eine ganz leichte Wölbung in der Wand kennzeichneten => diese Ticks dienten der möglichen Trittkennzeichnung, das half psychisch sehr viel... ich hab immerhin gedacht, dass da was zum Steigen ist. Ich kam schnell in den Kletterflow und schaffte es, meine Finger warm zu kriegen trotz null Grad oder vielleicht minus Graden an diesem Tag. Als ich diese Stelle grandios überwältigte kam ich zur Schlüsselstelle. Mir fiel auf: Der letzte Zug der Schlüsselstelle hat 2 Lösungen, auf beide Arten konnte ich es klettern. Die eine war extrem kleingriffig und bei der anderen machte ich einen koordinativen zugleich dynamischen Zug. Wart mal - koordinativer & dynamischer Zug in der Platte, beim Seilklettern? -  ich weiß, schwer vorzustellen. Ich erkläre ihn kurz, denn es ist nun auch mein Lieblingszug von der ganzen Route. Also stell dir vor, du hältst mit Rechts eine kleine Leiste und siehst links einen positiven Riss, nur deine Spannweite geht sich um 10 cm nicht aus... klar gibt's noch Griffe dazwischen aber sind wir doch ehrlich, wir wollen doch alle möglichst wenig Griffe halten, wenn's anders auch geht. Ich hab dann eine sehr sehr wackelige Lösung gefunden. Meinen linken Fuß konnte ich schon in den Riss stellen jetzt musste ich nur noch diese 10 cm rausholen und das machte ich durch eine schnelle Gewichtsverlagerung, bei dem sich die rechte Hand komplett vom Griff löste und ich schnell mit der linken Hand hinüber zum Riss wechselte. Für diesen einen Zug musst man am Ende der ganzen Route die ganze vorhandene Körperspannung einsetzen. Nicht so leicht ich schaffte es trotzdem in der Wand zu bleiben! Das Gefühl als ich den Top Hacken klickte war, wie es der ein oder andere Kletterer kennt, incredible!

 

"Drei Siebe"(8b) Bürs/Vorarlberg
"Drei Siebe"(8b) Bürs/Vorarlberg


Erntezeit, 8c 

Meine erste 8c! Die Route war für mich bis zu diesem besagten Wochenende unmöglich. Ich konnte beide Schlüsselstellen nicht ansatzweise klettern die anderen Züge nutzte ich  ab und zu als Maxprojekt. Was ich so spanned finde am Felsklettern, ist das Lösungen suchen. Doch wenn man in der oberen Schlüsselstelle einen sechs Meter Abstand hat und die entscheidenden Griffe nicht zu sehen sind, ist es echt schwer, auf irgendeine Lösung zu kommen. Bis zum 27. Oktober 2017 beschäftigte ich mich nicht wirklich mit der oberen Crux, ich dachte immer ich schaff sie eh nie. Als ich die richtige Lösung bekam, ging es sehr schnell. Als ich am dritten Tag das erste mal über die untere Knieklemmer-Crux kletterte wurde mir klar, dass das der Durchstieg werden kann. Ich wusste ich muss bei der oberen Crux nochmal alles geben und dann circa 10 pumpige Meter bis zum Top klettern.

Der Schlüsselzug in der oberen Crux ist ein kleiner Schnapper. Das größte Problem ist, man sieht den Griff, an den man zieht, nicht! Im Durchstieg blieb ich relativ gut hängen und wusste - jetzt muss ich fokussiert und sauber die letzten Meter klettern. Ich hab's geschafft -> Bin richtig stolz die Route geklettert zu haben.